Zur Problematik von Schulschließungen während der Corona-Pandemie
Seit dem Beginn der Corona-Pandemie 2020 kam es in Deutschland immer wieder zu teilweise lang anhaltenden Schulschließungen. Die Eltern schulpflichtiger Kinder beobachten bis heute die negativen Auswirkungen des so genannten „Distanzunterrichts“ auf ihre Kinder. Dadurch ist es zu dramatischen Kollateralschäden für Kinder und ihre Familien gekommen. Besonders schwer sind Kinder aus sozial benachteiligten Familien betroffen. Diese Befunde werden nach und nach von Expert:innen bestätigt und wissenschaftlich aufgearbeitet. Dieser Blog soll dazu dienen, diese Entwicklungen zu dokumentieren und auf entsprechende Quellen zu verweisen.
Das lange Leiden von Kindern und Jugendlichen (tagesschau, 25.4.2024)
Kernaussage(n): Über 4 Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie sind vergangen, und bis heute sind die dramatischen Folgen der Schulschließungen aktuell. „Je länger Schulschließungen gedauert haben, desto stärker war auch die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigt“, berichtet ein Professor für Kinder- und Jugendpsychologie. Die Nachfrage nach Hilfe sei bis heute ungebrochen hoch, denn viele Probleme zeigten sich erst zeitversetzt. Laut der neu veröffentlichten Trendstudie Jugend in Deutschland ist jeder zehnte Jugendliche aktuell wegen psychischer Störungen in Behandlung.
Studienauswertung des RKI: Deutliche Zunahme psychischer Belastungen bei Kindern und Jugendlichen in der Pandemie (RND, 3.2.2023)
Kernaussage(n): Das Robert-Koch-Institut hat 39 Studien zum Thema ausgewertet und einen Bericht geschrieben, darin: „Der überwiegende Teil der bis zur zweiten Pandemiewelle durchgeführten Studien zeigte eine relevante Verschlechterung des Wohlbefindens und der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“. Kritisiert wird gleichzeitig, dass die Studienlage schlecht sei und in Deutschland keine Kohortenstudien durchgeführt worden seien.
Corona-Fehler Schulschließungen: Lauterbach verweist auf die Wissenschaft – doch so einfach ist es nicht (Merkur, 3.2.2023)
Kernaussage(n): Der Bundesgesundheitsminister rudert zurück und bezeichnet die Schulschließungen rückblickend als Fehler. Die Aussage, dass die Politik damals einfach nur auf „Experten aus der Wissenschaft“ gehört habe, wird in diesem Artikel relativiert.
Schulschließungen beeinflussten Anstieg von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen (Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, 1.2.2023)
Kernaussage(n): Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) hat auf einer breiten europäischen Datenbasis untersucht, dass „corona-bedingte Schließungen mit einer Steigerung von Depressionssymptomen bei Kindern und Jugendlichen im Zusammenhang stehen. In einem europaweiten Vergleich wurden hierzu 22 Studien mit Daten vor und nach der Pandemie in einer systematischen Metastudie analysiert.“ Symptome einer Depression waren während der Schulschließungen zum 75% häufiger zu finden.
Fokus auf das Kindeswohl (Deutsches Ärzteblatt, 7.10.2022)
Kernaussage(n): In diesem Beitrag wird dargestellt, in welchem Maße Kinder in Deutschland von der COVID-19-Pandemie betroffen waren. Es wird auf eine „geringe primäre und die bedeutsamere sekundäre Krankheitslast“ hingewiesen. Mit anderen Worten: Kinder haben vor allem unter den „Maßnahmen“ gelitten und zahlreiche psychische Probleme entwickelt. Einen wesentlichen Anteil daran hatten auch Kita-/Schulschließungen. Daher wieder einmal der Appell: „Kitas und Schulen sollen offen bleiben. Im Rahmen der Aktualisierung des Infektionsschutzgesetzes muss der Zugang zu Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder und Jugendliche höchste Priorität haben. […] Entsprechend der UN-Kinderrechtskonvention ist bei allen Maßnahmen, die Kinder betreffen, das Wohl des Kindes vorrangig zu berücksichtigen“.
Frau Stark-Watzinger, wird das kommende Schuljahr wieder ein normales werden? (RND, 3.8.2022)
Kernaussage(n): Die Bundesbildungsministerin sagt im Interview, das nächste Schuljahr müsse „ein normales werden, zumindest so normal, wie es nur möglich ist. […] Schulen dürfen nur im Einzelfall vorübergehend geschlossen werden. Das darf nur passieren, wenn es gar keine andere Lösung mehr gibt“ – also wenn beispielsweise alle Lehrerinnen und Lehrer auf einmal krank wären. Auf Nachfrage, was die Regierung gegen Schulschließungen unternehme, erwähnt sie im Wesentlichen drei Mittel: 1. Die Anschaffung von Luftfiltern, 2. die Digitalisierung der Schulen, 3. niedrigschwellige Impfangebote. Für die letztgenannte Maßnahme „sollten die Impfmobile auf den Pausenhöfen im Dauereinsatz sein“. Auf Masken angesprochen, lautet die Antwort: „Eine generelle Maskenpflicht in Schulen darf es nicht mehr geben. Die Maskenpflicht erschwert das Lernen, den Spracherwerb und das Miteinander. Sechs Stunden Maske tragen belastet. Daher sollte nur auf das Tragen von Masken gesetzt werden, wenn es punktuell in einzelnen Schulen vorübergehend notwendig ist, um den Präsenzunterricht sicherzustellen.“
– Kommentar: Es ist sehr erfreulich, dass die Bundesbildungsministerin zur Normalität zurückkehren will. Die „Impfmobile im Dauereinsatz“ (bringt es das wirklich?) oder Masken im Unterricht, um den „Präsenzunterricht sicherzustellen“ (wann genau sollte dieser Fall eigentlich eintreten?) erscheinen hier nur noch als letzte rhetorische Maßnahmen.
„Schulschließungen wird es nicht mehr geben“ (tagesschau, 30.7.2022)
Kernaussage(n): „Die Möglichkeiten für Schulschließungen wird’s nicht mehr geben“, sagte Bundesgesundheitsminister Lauterbach am 29.7.2022 wörtlich im ARD-Interview.
– Kommentar: Endlich hat er es gesagt! Hoffentlich ist dies der Schlusspunkt dieser Debatte.
Die Schule muss offen bleiben! (F.A.Z., 25.7.2022)
Kernaussage(n): Nicht nur der Bundesgesundheitsminister will erneute Schulschließungen nicht ausschließen. Auch der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, hält Schulen wegen der Corona-Pandemie weiterhin für „keine sicheren Lernorte“, und daher bestehe das Risiko von erneuten Schulschließungen. Dass die knapp 11 Millionen deutschen Schüler aber neue Schulschließungen befürchten müssen, hält Sandra Kegel schlichtweg „nicht mehr vermittelbar“: Deutschland habe seine Schüler im Vergleich zu anderen Ländern einem besonders strikten Lockdown unterworfen. Die Bilanz ist niederschmetternd: „Selbst als sich abzeichnete, dass Schulen keine Infektionstreiber sind und Kinder ein deutlich niedrigeres Risiko haben, schwer an Corona zu erkranken, blieben die Tore geschlossen. Von Beginn der Pandemie im März 2020 bis Mitte 2021 waren die Schulen nach offiziellen Angaben an 183 Tagen ganz oder teilweise geschlossen bei jährlich etwa 190 Schultagen. In Frankreich blieben die Schüler nur vierzig Schultage ganz zu Hause, und sechzehn Tage folgte eingeschränkter Betrieb“, resümiert die Autorin in ihrem Beitrag.
Maßnahmen für Corona-Welle: „Kann keine Schmalspurangelegenheit sein“ (tagesschau, 4.7.2022)
Kernaussage(n): Der Bundesgesundheitsminister will einen „umfänglichen Instrumentenkasten“ zur Corona-Bekämpfung zur Verfügung stellen und schließt dabei Schulschließungen im Herbst nicht aus: „Ich halte sie für sehr, sehr unwahrscheinlich. Sie wären dann das allerletzte Mittel. Aber sie kategorisch auszuschließen, da wäre ich vorsichtig, weil: Wir wissen ja nicht, welche (Virus-)Varianten kommen.“
– Kommentar: Doch, genau das, sie sollten kategorisch ausgeschlossen werden, zum Wohle der Kinder!
Bewertung der Corona-Maßnahmen : Was man sagen kann, wenn man zu wenig weiß (F.A.Z., 1.7.2022)
Kernaussage(n): Der aktuelle Bericht der Corona-Kommission enthält eigentlich wenig Überraschendes, denn es ist bereits länger bekannt, dass die Corona-Maßnahmen im einzelnen in ihrer Wirksamkeit in Deutschland kaum evaluiert wurden und somit nicht eindeutig zu beurteilen sind. Aber eine Aussage erstaunt dann doch: Die Vorsitzende der Kommission, die Soziologin Jutta Allmendinger, äußerte sich in der Pressekonferenz zu Schulschließungen, diese seien „‚das letzte aller Mittel‘ und nur vorstellbar, wenn ausreichend digitale Endgeräte, geschulte Lehrer und Digitallotsen zur Verfügung stünden. Man dürfe aber das Mittel nicht grundsätzlich ausschließen: ‚Wenn alle Stricke reißen, muss man gegebenenfalls auch Schulschließungen ins Auge fassen.'“
– Kommentar: Dass das nun alles wieder von vorne durchdiskutiert werden muss, ist einfach unglaublich. Die gravierenden Folgen der Schulschließungen sind evident, und zwar weltweit. Man sollte die Kinder einfach in Ruhe lassen!
Pandemie: Depressionen und Essstörungen bei Jugendlichen steigen weiter an (DAK, 27.5.2022)
Kernaussage(n): In ihrem Kinder- und Jugendreport 2022 berichtet die DAK, die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands, über die dramatische Zunahme von psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Dafür wurden Abrechnungsdaten von rund 800.000 Kindern ausgewertet. Vor allem Depressionen, Essstörungen und Angststörungen bei Jugendlichen haben stark zugenommen. Aber auch Grundschulkinder sind betroffen: So wurden im Jahr 2021 36% mehr Kinder im Alter zwischen fünf und neun Jahren aufgrund von „Störungen sozialer Funktionen“ in Kliniken behandelt. „Die Corona-Pandemie und ganz besonders die von der Politik verhängten Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung haben Kindern in allen Altersstufen erheblichen gesundheitlichen Schaden zugefügt“, kommentiert Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte.
„Die Zeit drängt“: Ärztepräsident fordert Corona-Strategie für Schulen und Kitas (RND, 23.5.2022)
Kernaussage(n): Anlässlich des Deutschen Ärztetages, der sich besonders mit den Auswirkungen der Corona-Krise auf Kinder und Jugendliche beschäftigen wird, erläutert Ärztepräsident Dr. Klaus Reinhardt: „Corona-Infektionen verlaufen bei jungen Menschen fast immer sehr milde“. Die Ärzteschaft habe aber früh auf Kollateralschäden der Corona-Eindämmungsmaßnahmen für Kinder wie soziale Isolation, Bewegungsmangel, Bildungsdefizite oder Gewalt zu Hause hingewiesen. Eine Vielzahl von Studien belege eine deutliche Zunahme psychischer Auffälligkeiten oder den Verlust von Lebensqualität bei jungen Menschen. „Hier stehen die Bildungs- und Entwicklungschancen einer ganzen Generation auf dem Spiel. Wenn man den Versprechungen der Politik glaubt, soll alles getan werden, um erneute flächendeckende Schließungen zu verhindern.“
Record 420,000 children a month in England treated for mental health problems (The Guardian, 22.5.2022)
Kernaussage(n): Ähnlich so wie in Deutschland seit längerer Zeit von überfüllten Kinder- und Jugendpsychiatrien berichtet wird, meldet jetzt auch Großbritannien eine erhebliche Zahl an kinder- und jugendpsychiatrischen Behandlungen: rund 420.000 Patienten bis 18 Jahre würden derzeit würden derzeit jeden Monat (!) wegen psychischer Probleme behandelt werden – man spricht bereits von einer „beispiellosen Krise“. Die Covid-19-Maßnahmen hätten in hohem Maße Probleme wie Angststörungen, Depression und selbstverletztendes Verhalten verursacht. Dabei sei nicht nur die Häufigkeit auffallend, sondern auch die Schweregrade der Erkrankungen, verstärkt durch Einsamkeit, viel „online“ verbrachte Zeit und familiären Stress.
Kinder in der SARS-CoV-2-Pandemie in Deutschland (Hessisches Ärzteblatt 5/2022)
Kernaussage(n): In diesem Beitrag arbeitet Frau Prof. Dr. Ursel Heudorf, ehemalige Mitarbeiterin des Frankfurter Gesundheitsamts, die politischen Hintergründe auf, die im Rahmen der „Bundesnotbremse“ zu weiteren Schulschließungen geführt hatten. Am 23.4.2021 wurde ein Gesetz erlassen, dass bei einer 7-Tagesinzidenz über 165/100.000 Einwohnern flächendeckende Schulschließungen vorsah. Diese Maßnahme wurde vom Bundesverfassungsgericht beurteilt: Wie Heudorf ausführt, wurden dazu 31 „sachkundige Dritte“ mit fachlichen Stellungnahmen beauftragt. Erstaunlich sei dabei gewesen, dass trotz zahlreicher Gegenargumente einzig eine Stellungnahme des Instituts für Virologie der Charité (Prof. Dr. Christian Drosten) vom Gericht berücksichtigt worden war – und ausgerechnet diese habe u.a. die Schulschließungen befürwortet. In diesem Gutachten sei aber – im Gegensatz zu vielen anderen Stellungnahmen wie z.B. der CODAG-Gruppe, der DGPI oder der DGKH – nur eine sehr selektive Auswahl an wissenschaftlichen Studien überhaupt berücksichtigt worden, vor allem die so genannte „Viruslast-Studie“ aus dem eigenen Institut. Und weiter: Dem Gericht seien die fachlichen Probleme dieser Stellungnahme von anderen Verfahrensbeteiligten sogar deutlich gemacht wurden, wie beispielsweise von Prof. Stefan Willich: „Die epidemiologischen und statistischen Schlussfolgerungen […] beruhen teilweise auf einer Interpretation, die die Maßnahmen und das Infektionsgeschehen in unrealistischer Weise monokausal verbindet.“ Heudorf resümiert: Es sei nicht nachvollziehbar, wie eine „so fehlerhafte Stellungnahme in einem wesentlichen Punkt zur Grundlage einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts werden konnte, obwohl andere Stellungnahmen deutlich bessere Evidenz angeführt hatten und das Gericht auf die Mängel der Stellungnahme hingewiesen wurde“. Man hätte dem „bis heute vorherrschenden Narrativ der gefährlichen Schulen und der Kinder als ‚Virenschleuder‘ ein Ende setzen müssen“. Die Folge sei, „dass Kinder und Jugendliche auch heute noch stärker eingeschränkt werden als Erwachsene – wie nach unserer Kenntnis in kaum einem anderen europäischen Land“.
7. Stellungnahme des ExpertInnenrates der Bundesregierung zu COVID–19 (Bundesregierung, 17.2.2022)
Kernaussage(n): Der ExpertInnenrat äußert sich „zur Notwendigkeit einer prioritären Berücksichtigung des Kindeswohls in der Pandemie“ – eigentlich wäre das auch schon in den vergangenen zwei Jahren eine Selbstverständlichkeit gewesen. Neben infektiologischen Gesichtspunkten muss hier erneut betont werden, dass den vielen negativen Auswirkungen der Pandemie („u.a. eingeschränkte soziale Kontakte, verschlechterte Planungssicherheit, weniger Freizeit- und Bildungsangebote durch Schließung von Schulen, Erziehungs- und Sporteinrichtungen“) dringend entgegengewirkt werden sollte. Schulschließungen dürften „allenfalls als ultima ratio in Betracht“ gezogen werden.
Nur wer will, geht zur Schule: Berlin hebt die Präsenzpflicht im Unterricht auf (NZZ, 26.1.2022)
Kernaussage(n): Aufgrund hoher Infektionszahlen durch Omikron müssen Kinder in Berlin nicht mehr unbedingt in die Schule gehen, sondern dürfen wahlweise „Homeschooling“ betreiben. Die NZZ kommentiert: „Schüler brauchen Anleitung. Sie sind auf vorgegebene Strukturen und Unterricht durch ausgebildetes Lehrpersonal angewiesen. Kein noch so ausgefeiltes digitales Format – von dem die meisten Schulen ohnehin noch weit entfernt sein dürften – kann den Unterricht in Präsenz ersetzen“.
Lockdown-Folgen für Kinder : „Es gibt mehr Ängste“ (F.A.Z., 16.1.2022)
Kernaussage(n): Eine Psychiaterin berichtet von mehr Angst- und Essstörungen sowie Depressionen – und widerspricht Gesundheitsminister Lauterbach: „Die internationale Studienlage ist eindeutig: Angst- und Essstörungen sowie Depressionen haben in der Pandemie bei Kindern und Jugendlichen deutlich zugenommen. Zudem hat sich die Zeit, die Kinder und Jugendliche an Computer und Handy verbringen, deutlich gesteigert.“ Zu den Schulschließungen sagt sie: „Der Wegfall der Alltagsstruktur, von Bewegung und Sozialkontakten mit Gleichaltrigen ist ein klassischer Risikofaktor für Depressionen und Angststörungen; die Zunahme des Konsums sozialer Medien steht wahrscheinlich in Zusammenhang mit den erhöhten Anorexie-Raten.“
„Wieder Distanzunterricht wäre für die Kinder ein Desaster“ (F.A.Z., 4.1.2022)
Kernaussage(n): Die Leiterin einer Brennpunktschule in Ludwigshafen erklärt auf die Frage, ob die Rückkehr zum „Distanzunterricht“ sinnvoll sei: „Nein, für uns auf keinen Fall, weil den Kindern die Tagesstruktur und die soziale Struktur völlig verloren gehen. Sie haben während der Pandemie enorme Defizite nicht nur im Lernbereich, sondern auch im sozialen Miteinander angesammelt. […] Viele haben das Miteinander, das Streiten und Konfliktlösen verlernt.“
Kinderschutzbund: Schulen müssen 2022 offen bleiben (RND, 24.12.2021)
Kernaussage(n): Als ob es überhaupt noch eine Frage wäre – das aktualisierte Infektionsschutzgesetz schließt Schulschließungen aus – appelliert der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes zu Weihnachten: „Das Wichtigste ist, im Jahr 2022 die Schulen und Kitas offen zu halten.“
Kinderpsychiater über Pandemiefolgen: „Inzwischen kommen jeden Tag ein bis zwei Kinder als Notfall zu uns“ (RND, 5.12.2021)
Kernaussage(n): Der stellvertretende Ärztliche Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie Tübingen erläutert ausführlich die Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche. Auf die Frage, wie es die nächsten Monate weitergehen solle, antwortet er: „Die Kröte mit der Maske in der Schule müssen wir schlucken, aber die Schulschließungen dürfen wir wirklich nur als Ultima Ratio wählen. Wir machen ja auch keine Klinikschließung.“
Ende der epidemischen Lage: Welche Beschränkungen sind noch möglich? (F.A.Z., 19.11.2021)
Kernaussage(n): Das Infektionsschutzgesetz wurde novelliert. In Hinblick auf Schulschließungen bedeutet dies: „Zudem gilt, dass weder Reiseverbote noch die flächendeckende Schließung von Hotels, Gastronomie und Geschäften angeordnet werden können, ebenso wenig wie die pauschale Schließung von Schulen und Kitas. Nur wenn es in einer Einrichtung ein akutes Ausbruchsgeschehen gibt, kann sie geschlossen werden.“
Ampel-Parteien betonen: Keine neuen Schließungen von Schulen und Einzelhandel (RND, 15.11.2021)
Kernaussage(n): „Wir sehen vor, dass die Schulen offen bleiben können unter den gegebenen Sicherheitsmöglichkeiten“, sagte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt.
Christian Drosten: „Ich hoffe, dass man nicht wieder Schulen schließt“ (DIE ZEIT, 10.11.2021)
Kernaussage(n): Im Interview mit Giovanni di Lorenzo und Andreas Sentker beschreibt Prof. Christian Drosten ausführlich seine Beratertätigkeit in den politischen Gremien. Zu den Schulschließungen sagt er: „Das ärgert mich, weil mir das ja bis heute angehängt wird: Herr Drosten ist verantwortlich für das Schließen der Schulen. Drosten, der Kinderquäler. Keiner der beteiligten Politiker hat das je richtiggestellt.“ Und: „In jedem Fall hoffe ich, dass man nicht wieder Schulen schließt. Das wäre eine verhältnismäßig leicht umsetzbare Maßnahme. Für die Politik ist das viel leichter, als zu sagen: Jetzt machen wir eine Homeoffice-Pflicht. Und die Folgen für Gastronomie und Handel, kurz vor Weihnachten, darüber möchte ich jetzt gar nicht nachdenken.“
„2G ist nicht sicherer – aber unfreier“ (Bild, 10.11.2021)
Kernaussage(n): In diesem Interview spricht der ehemalige Chefvirologe der Berliner Charité, Prof. Detlev Krüger, Klartext zu den Themen neue Lockdowns, Impfung von Kindern, Maßnahmen an Schulen und flächendeckender 2G-Regel. Man sollt die Kinder endlich aus der Schusslinie nehmen: „Es gibt Politiker, die verstehen unter Fürsorge, die Schulen zu schließen und die Kinder durchzuimpfen. Nach meiner Meinung bedeutet Fürsorge: Kindern ein freies Leben zu ermöglichen – und gute Bildung und Entwicklung.“
WHO/Europa: Schulen in diesem Winter offen halten (WHO, 29.10.2021)
Kernaussage(n): „Die umfassenden Schulschließungen im vergangenen Jahr, durch die die Bildung von Millionen von Kindern und Jugendlichen unterbrochen wurde, haben mehr geschadet als genutzt, insbesondere im Hinblick auf das geistige und soziale Wohlbefinden der Kinder. Wir dürfen nicht die gleichen Fehler wiederholen“, sagt der WHO-Regionaldirektor für Europa.
CG REPORT 3: The Impact of Pandemic Restrictions on Childhood Mental Health (Collateral Global, 4.10.2021)Kernaussage(n): Für diesen Bericht wurden 17 systematische Übersichtsarbeiten, die sich mit den Auswirkungen der Corona-Maßnahmen weltweit beschäftigen, gesichtet und zusammengefasst. Fazit: „Acht von zehn Kindern und Jugendlichen berichten von einer Verhaltensverschlechterung oder psychischen Symptomen oder einer Zunahme negativer Gefühle aufgrund der COVID-19-Pandemie. Schulschließungen trugen zu erhöhter Angst, Einsamkeit und Stress bei; negative Gefühle aufgrund von COVID-19 nahmen mit der Dauer der Schulschließungen zu.“
Das stille Leiden der Kinder und Jugendlichen (Deutsches Ärzteblatt, 1.10.2021)
Kernaussage(n): Das Deutsche Ärzteblatt macht die Kollateralschäden der Corona-Schutzmaßnahmen bei Kindern und Jugendlichen zum Titelthema. Nun liegen einige konkrete Zahlen zu Krankenhausaufnahmen und psychischen Störungen vor. Kinder- und jugendpsychiatrische Kliniken berichten über Wartezeiten von bis zu einem Jahr. Die Bundesregierung wolle mit dem Programm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ 2 Milliarden Euro zur Verfügung stellen.
Corona-Maßnahmen für Kinder (allesaufdentisch.tv)
Kernaussage(n): In diesem Beitrag interviewt die Regisseurin Patricia Marchart den Leiter der Kinder- und Jugendabteilung am LKH Hochsteiermark Standort Leoben (Österreich), Prim. Univ. Prof. Dr. Reinhold Kerbl, unter anderem zu den Corona-Maßnahmen für Kinder, zum Erkrankungsrisiko, zur Impfung gegen COVID-19, zu Long COVID, zu psychosozialen Aspekten wie auch zur Problematik von Schulschließungen.
Eltern sorgen sich vor dem Corona-Herbst: „Die Probleme rutschen wieder ins Private“ (RND, 20.9.2021)
Kernaussage(n): Eltern berichten von Ängsten über die „Folgen der Maßnahmen“ – Masketragen, Abstand halten, Quarantäne usw. und die daraus resultierenden Schwierigkeiten in der Interaktion und im Sozialverhalten ihrer Kinder. „Normalität wird suggeriert, dabei ist für Familien immer noch kaum etwas wirklich planbar.“
Infektiologen zu Coronaregeln: „Luftfilter und Testung asymptomatischer Kinder sind verzichtbar“ (F.A.Z., 15.9.2021)
Kernaussage(n): In einer gemeinsamen Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) und der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) wurden 14 Kernpunkte herausgearbeitet, die sich eng an den verfügbaren, wissenschaftlichen Daten orientieren (die Langfassung enthält 105 Quellen). Für die Schulen wesentlich: „Gemeinschaftseinrichtungen sollen für Kinder < 12 Jahren unter der Beachtung von Basishygienemaßnahmen uneingeschränkt und unabhängig von der regionalen Inzidenz im Regelbetrieb geöffnet bleiben.“ Darüberhinaus finden sich aber auch überraschende Ergebnisse, die den aktuell angestrebten Maßnahmen widersprechen: Beispielsweise seien mobile Luftreinigungsgeräte in Schulen und eine regelmäßige Testung asymptomatischer Kinder überflüssig. Und: „In weiterführenden Schulen kann die Verpflichtung zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes auf den Wegstrecken in Gebäuden (Flure, Treppenhäuser etc.) zur Prävention einer SARS-CoV-2 Übertragung in Ausbruchs-Situationen und bei hoher Infektionsaktivität angemessen sein.“ Als sehr wichtige Maßnahme wird die Impfung insbesondere auch für Lehrer:innen und Eltern angesehen.
RSV und respiratorische Infekte: Der Virenwinter beginnt schon im Sommer (Deutsches Ärzteblatt, 6.9.2021)
Kernaussage(n): Mittlerweile wird aus mehreren Ländern berichtet, dass infolge der Schulschließungen und Lockdowns 2020/21 fast alle Atemwegsinfektionen bei Kindern stark zurückgegangen waren (Ausnahme: Rhinoviren). Dadurch fehlte der allgemeine, natürliche Boostereffekt bei Kindern und auch bei Müttern. Aufgrund dieses ausgebliebenen Immuntrainings wird bereits seit Sommer 2021 eine untypische Häufung von Ansteckungen mit unterschiedlichen Viren beobachtet. Vor allem RSV-Infektionen führen bei Säuglingen und Kleinkindern zu vermehrten Krankenhauseinweisungen.
COVID-19 bei Kindern – Wie riskant wird der Herbst? (science media center, 6.9.2021)
Kernaussage(n): Prof. Dr. Jörg Dötsch, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik Köln und Dr. Berit Lange, Leiterin der Klinischen Epidemiologie in der Abteilung Epidemiologie, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), Braunschweig, erläutern in einem ausführlichen Online-Interview, was im Herbst 2021 auf die Kinder zukommen wird. Zum Thema Schulschließungen ist die Meinung klar: „Aber die Kurzzusammenfassung ist, dass wir sowohl im letzten als auch in diesem Jahr sehen und aus vielen Studien und auch guten Studienzusammenfassungen wissen, dass die negativen Effekte der Schulschließungen – und da rede ich nicht über die Bildung, sondern tatsächlich über die Gesundheit der Kinder – relativ hoch sind.“ Ein Transkript des gesamten Gesprächs findet sich hier.
Bildungsgarantie und Normalität für Kinder und Jugendliche – Jetzt! (Initiative Familien, 25.8.2021)
Kernaussage(n): Die „Initiative Familien“ fordert in einem offenen Brief eine Bildungsgarantie und offene Schulen: „Die vollständige oder teilweise Schließung von Bildungs- und Betreuungseinrichtungen ist keine angemessene Vorsorgemaßnahme, sondern eine Hochrisikostrategie mit schwerwiegenden Folgen für Kinder, Jugendliche und ihre Familien, die wir uns nicht länger leisten können.“ Alle Argumente werden ausführlich dargelegt.
Kindermediziner sehen keine akute Gefahr durch Delta-Variante (Tagesspiegel, 29.7.2021)
Kernaussage(n): „Es gibt keine Zunahme von schweren – intensivpflichtigen – Verläufen durch Delta bei Kindern und Jugendlichen“, sagt Dr. Jakob Armann, Oberarzt für Pädiatrische Infektiologie und Pädiatrische Intensivmedizin an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum der Technischen Universität Dresden. Aufgrund der aktuell insgesamt niedrigen Fallzahlen sehe er „praktisch keine stationär aufgenommenen Kinder und Jugendlichen“ mit einer Corona-Infektion. PD Dr. Florian Hoffmann, Kinderintensivmediziner an der Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, geht nicht davon aus, dass durch steigende Fallzahlen die Zahl der Kinder und Jugendlichen auf Intensivstationen steigt. „Delta wird keine Kinderkrankheit“, sagt Hoffmann. Er könne „quasi keine stationären Fälle derzeit“ feststellen. „Und es ist auch nicht zu erwarten, dass das kommt“.
Mehr Jugendliche mit depressiven Symptomen (tagesschau, 28.7.2021)
Kernaussage(n): Laut einer Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) hat sich die Häufigkeit von depressiven Symptomen in der Altersgruppe der 16- bis 19-Jährigen von 10 Prozent auf etwa 25 Prozent während des Corona-Lockdowns 2020 erhöht. Die Folgen von Schulschließungen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen seien „offensichtlich gravierender“ als bisher angenommen, das Offenhalten von Schulen müsse Priorität haben. Die ausführliche Presseerklärung des BiB findet sich hier.
Nächstes Schuljahr: Lehrerverbände mahnen zur Vorsicht – FDP fordert Unterrichtsgarantie (RND, 23.7.2021)
Kernaussage(n): Auch wenn die Kultusministerkonferenz „dauerhaften Regelbetrieb“ an allen Schulen als oberstes Ziel ausgegeben hat, stimmen Vertreter der Lehrerverbände bereits jetzt wieder auf Wechselunterricht und „Homeschooling“ im Herbst ein. Die FDP fordert dagegen eine „staatliche Garantie für Präsenzunterricht“.
Eine Show zulasten der Schüler? (F.A.Z., 9.7.2021)
Kernaussage(n): Auch der Bundespräsident fordert Präsenzunterricht nach dem Sommer. Luftfiltergeräte in den Klassenräumen werden als Möglichkeit propagiert, die Infektionszahlen zu senken. Fachleute sehen dabei viele Punkte skeptisch: Umfangreiche Bauarbeiten seien dafür nötig, ein „flächendeckender Einsatz“ sei nicht sinnvoll, die Geräuschbelastung betrage 35 bis 45 Dezibel. Und ob es negative Auswirkungen der Luftfilterei gibt, wird überhaupt noch nicht diskutiert. Außerdem ist die Kostenübernahme nicht geklärt: Es geht um Kosten in mehrstelliger Millionenhöhe, Folgekosten für Wartung und Reparatur Wartung sind dabei noch nicht berücksichtigt.
Impfen oder durchseuchen? (F.A.Z., 3.7.2021)
Kernaussage(n): Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie äußerst sich in einem Streitgespräch mit einem Politiker sehr klar zum bevorstehenden Schuljahr: „Die Schulen sollten unter Einhaltung der Hygieneregeln offen bleiben.“ Denn im Wesentlichen seien die Probleme bei Kindern durch den Lockdown entstanden, nicht durch die Erkrankung selbst. Die Engländer könnten Vorbild sein: Dort würden „mittlerweile nur noch das infizierte Kind aus der Klasse genommen“, da das Ansteckungsrisiko für die anderen gering ist. Für ein „normales Leben“ bräuchte man die Kinder nicht impfen. Das Risiko, schwer zu erkranken, ist für Kinder „sehr überschaubar“. Und zum Schluss: „Kinder dürfen keine Lückenbüßer sein, und wir müssen allen Kindern klarmachen, dass für sie von Corona keine Gefahr ausgeht.“
Lerndefizite aus der Pandemie: Die Risikogruppe an den Schulen (F.A.Z., 25.6.2021)
Kernaussage(n): „Etwa ein Viertel der Kinder hat schon in normalen Zeiten Probleme in der Schule. Jetzt brauchen sie dringend Hilfe, aber die wird es nicht überall geben.“
Ähnlicher Effekt wie Sommerferien: Studie stellt Distanzunterricht schlechtes Zeugnis aus (RND, 21.6.2021)
Kernaussage(n): In einem systematischen Review haben Forscher der Goethe-Universität Frankfurt festgestellt: „Die durchschnittliche Kompetenzentwicklung während der Schulschließungen im Frühjahr 2020 ist als Stagnation mit Tendenz zu Kompetenzeinbußen zu bezeichnen und liegt damit im Bereich der Effekte von Sommerferien“. Kinder aus sozial schwachen Elternhäusern sind besonders betroffen.
Leopoldina: Psychosoziale Folgen für Kinder stärker berücksichtigen (F.A.Z., 21.6.2021)
Kernaussage(n): Nun stellt auch die Nationalakademie Leopoldina fest: Es sei vordringlich, „Bildungseinrichtungen unter geeigneten Schutzmaßnahmen offenzuhalten, zumal der Präsenzbetrieb sowohl für Kita-Kinder wie für Schüler die effektivste Art des Lernens ist.“
Presseerklärung: „Folgen der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche in den Blick nehmen“ (Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, 16.6.2021)
Kernaussage(n): Bayerns Gesundheitsminister und Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) Holetschek: „Wir müssen langfristige Pandemie-Folgen für Kinder und Jugendliche besser erkennen und bekämpfen. Dazu brauchen wir einen Schulterschluss von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft.“ Aus dem Beschluss: „Die GMK bittet den Bundestag, eine Enquete-Kommission ‚Kindergesundheit in Pandemiezeiten‘ einzurichten, die sich mit den schädlichen Folgen der Corona-Pandemie für die physische und psychische Gesundheit von Kindern undJugendlichen auseinandersetzt.“
Schulen sollen nach den Sommerferien wieder regulär öffnen (DIE ZEIT, 10.6.2021)
Kernaussage(n): Die Die Kultusminister der Länder haben vereinbart, dass im neuen Schuljahr der Unterricht in Deutschland wieder „dauerhaft im Regelbetrieb“ stattfinden soll. „Regelbetrieb bedeute, dass Unterricht in der Schule ohne weitere Einschränkungen erteilt und das schulische Leben wieder ermöglicht werde.“ „Test- und Maskenpflicht könnten dann aber auch weiterhin nötig sein.“
Streit, Ungeduld und Unsicherheit: Studie bestätigt massive familiäre Belastung durch Homeschooling (idw, 1.6.2021)
Kernaussage(n): Im Rahmen eines Forschungsprojektes der Universität Bielefeld wurden 517 Eltern von Kindern der 1. bis 13. Jahrgangsstufe befragt. „Erwerbstätigkeit und Homeschooling sind für viele Eltern kaum miteinander zu vereinbaren und damit nehmen ihre Zufriedenheit und das allgemeine Wohlbefinden ab. […] Mehr als die Hälfte der Kinder in der ersten bis vierten Klasse müssen regelmäßig von ihren Eltern motiviert werden. Dies wird von einem Großteil der Eltern als sehr herausfordernd empfunden“.
SARS-CoV-2 und die Schulen – Was sagen die Daten? (Hessisches Ärzteblatt, 6/2021)
Kernaussage(n): Auch die Statistiken aus Hessen bestätigen, dass Infektionen „nicht zwingend im Schulbetrieb, sondern eher im privaten, familiären oder Freizeitbereich erworben wurden. Schulen sind weder ‚Hotspots‘ noch besondere Risikobereiche“.
Das aktuelle Ausbruchs- und Infektionsgeschehen in Schulen und an Arbeitsplätzen (aus dem CODAG Bericht Nr. 16, 28.5.2021)
Kernaussage(n): Das Institut für Statistik der LMU München hat erneut die Fallzahlen an bayerischen Schulen untersucht: „Die Fallzahlen aus Ausbrüchen in Schulen sind weiterhin unbedeutend gering. […] Die Zahlen spiegeln erneut die untergeordnete Rolle der Schule am Infektionsgeschehen wider. Diese Ergebnisse können in der aktuellen Diskussion um Impfungen für Schulkinder zur Vermeidung von Infektionen an Schulen helfen und zur Versachlichung beitragen.“
„Das goldene Lernalter lässt sich nicht verschieben“ (F.A.Z., 26.5.2021)
Kernaussage(n): Kerstin Holze, Kinderärztin und Vorstandsvorsitzende der Deutschen Kinderturn-Stiftung, warnt davor, dass Bewegungsmangel die gesunde körperliche und geistige Entwicklung gefährdet: „Kindheit findet jetzt statt. Sie ist nichts, was wir am Ende der Pandemie nachholen können. Es ist unsere Pflicht, die Rahmenbedingungen für ein bewegtes Aufwachsen zu schaffen.“
„Die Zahl der Selbstverletzungen steigt“ (F.A.Z., 20.5.2021)
Kernaussage(n): Der Kinder- und Jugendpsychiater Michael Huss berichtet über die Folgen der Corona-Politik. Entscheidend ist die Begegnung unter Gleichaltrigen, viele Defizite liegen im sozialen Bereich und lassen sich nicht allein mit Geld lösen. „Wenn Kinder und Jugendliche über mehr als ein Jahr Trainingsstopp einlegen, dann lässt sich das nicht einfach wieder wettmachen, psychisch wie körperlich“.
Kinderärzte fordern Schulöffnung: „Es gibt psychiatrische Erkrankungen in einem Ausmaß, wie wir es noch nie erlebt haben“ (RND, 18.5.2021)
Kernaussage(n): Kinder- und Jugendärzte sprechen von einer politischen Vernachlässigung von Kindern in der Pandemie, die eine Welle psychischer Erkrankungen mit sich bringe. „Es gibt psychiatrische Erkrankungen in einem Ausmaß, wie wir es noch nie erlebt haben. Die Kinder- und Jugendpsychiatrien sind voll, dort findet eine Triage statt.“
Seelische Corona-Schäden: Kinderärzte warnen Eltern vor Abschottung (hessenschau, 10.5.2021)
Kernaussage(n): Kinderärzte sind besorgt über den Gesundheitszustand vieler Kinder und Jugendlicher in der Pandemie. Gefährlicher als Covid-19 seien für sie die seelischen Schäden. Dabei spielen besonders ängstliche Eltern eine Rolle. Kinderarzt Dr. Nolte : „Kinder sind selbst überhaupt nicht gefährdet, sondern sie bringen ihre Opfer für andere. Und der Preis, den die Kinder in der ganzen langen Zeit bezahlt haben, ist überhaupt nicht vergleichbar mit dem Preis, den wir Erwachsene zahlen.“
Sind die Kinder an allem schuld? (Münchner Ärztliche Anzeigen, 7.5.2021)
Kernaussage(n): Interview mit Prof. Dr. Göran Kauermann vom Institut für Statistik der LMU München über Infektionsketten, Übersterblichkeiten und die Sinnhaftigkeit verschiedener Kennzahlen. Zur Frage, ob Kinder „Infektionstreiber“ seien: „Wir haben in unseren Datenanalysen aber keinen Hinweis darauf gefunden, dass die Infektionen von ihnen ausgehen.“
TV-Kritik: „Hart aber fair“ : „Jeder sollte doch wissen, was er zu tun hat“ (F.A.Z., 4.5.2021)
Kernaussage(n): Nach mehr als einem Jahr Corona-Pandemie fragt der Moderator Frank Plasberg in seiner Talkshow, ob der Staat die Kinder im Stich lasse. Ein Soziologe erklärt, dass die verlorene Zeit für Kinder besonders schwer wiege: Ein Jahr für ein Kind sei vergleichbar mit fünf bis zehn Jahren für einen Erwachsenen. Die Entgegnungen der Bundesministerin für Bildung und Forschung machen fassungslos: „Von inhaltsleeren Floskeln zu reden, würde es noch beschönigen“, so der Kommentar der F.A.Z.
Ärztin warnt wegen Schul-Lockdown: „Zwei Jahrgänge können nicht richtig lesen und schreiben“ (Bild, 23.4.2021)
Kernaussage(n): Eine Fachärztin für Allgemeinmedizin fordert die Schulöffnung sofort für alle Schüler und organisiert unter dem Motto „Thursdays for Education“ jeden Donnerstag eine Demonstration in München.
Hospitalisierung und Sterblichkeit von COVID-19 bei Kindern in Deutschland (DGPI, 21.4.2021)
Kernaussage(n): „Die weiterhin bestehende extreme Seltenheit eines schweren oder gar tödlichen Verlaufes von SARS-CoV-2 bei Kindern und Jugendlichen ist nicht geeignet, als Argument für Schul- und Kita-Schließungen benutzt zu werden. Nur die verbleibende Behauptung, dass zwischen den Infektionen bei Kindern und Jugendlichen und der Überlastung der Intensivstationen und den schweren und tödlichen Verläufen der älteren Erwachsenen ein Zusammenhang bestehe, könnte Kita- und Schulschließungen rechtfertigen. Daten, die diese These bestätigen, fehlen allerdings.“
Die Willkür eines Schwellenwertes (F.A.Z., 20.4.2021)
Kernaussage(n): „Es war ein politischer Kompromiss, dass die Schulen ab einer Inzidenz von 165 schließen sollen. Sachgründe gab es dafür offenbar nicht.“ Grenzwerte für Schulschließungen und damit der Alltag der Kinder werden wie auf einem „Basar“ verhandelt, Einschätzungen von Experten werden beharrlich ignoriert.
„Infektionsschutz zulasten der Gesundheit von Kindern muss ein Ende haben“ (WELT, 20.4.2021)
Kernaussage(n): „In einem offenen Brief wenden sich Kinder- und Jugendärzte, Virologen und Epidemiologen an Bundestag, Bundesregierung und Landesregierungen, um für mehr Freiheiten für Kinder und Jugendliche zu werben – unter anderem für einen Regelbetrieb mit Hygienekonzepten an Schulen.“
Kaum dazugelernt (Süddeutsche Zeitung, 20.4.2021)
Kernaussage(n): Laut einer Elternbefragung durch das Ifo-Institut haben sich Schüler vor der Pandemie im Durchschnitt siebeneinhalb Stunden täglich mit Schulstoff beschäftigt, während der Schulschließungen Anfang 2021 jedoch nur knapp dreieinhalb Stunden, zudem viereinhalb (!) Stunden mit Fernsehen, Videospielen oder Social Media. Die förderbedürftigsten Schüler leiden am meisten unter den Schulschließungen.
Professor Zepp: „Wir haben kaum Kinder mit Covid-19 in der Klinik“ (SWR, 15.4.2021)
Kernaussage(n): Durch die enorme Steigerung von Tests in den letzten vier Wochen steigen die Inzidenzzahlen auch bei Kindern und Jugendlichen. Prof. Zepp: „Die Mehrzahl der Kinder wird nach wie vor nicht krank, da gibt es keine Steigerung. Wir sehen zwar auch Kinder bei denen wir eine Infektion im Test nachweisen können, aber wir haben quasi keine Kinder wegen einer Covid-19-Erkrankung in den Kliniken“.
Kinderärzte gegen Pläne für automatische Schulschließungen (F.A.Z., 12.4.2021)
Kernaussage(n): Kinderärzte, Psychologen und Virologen protestieren in einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsident*innen gegen Pläne für automatische Schul- und Kitaschließungen.
Kinder und COVID-19: Kontaktpersonen-Surveillance in Frankfurter Kitas und Schulen (August bis Dezember 2020) (Monatsschrift Kinderheilkunde, April 2021)
Kernaussage(n): Es ergaben sich keine Hinweise darauf, dass Kinder die „Treiber“ der Pandemie sind. Es ergibt sich keine Notwendigkeit, ganze Gruppen, Klassen oder gar Einrichtungen zu schließen.
Kinderärzte fordern: Schulen offenhalten – „Schließungen nur letzte Option“ (RND, 7.4.2021)
Kernaussage(n): Deutsche Kinder- und Jugendärzte fordern, dass Schulen und Kindergärten möglichst offen bleiben sollen. Präsenzunterricht ist nicht nur enorm wichtig für die Bildung und Gesundheit, Kinder sind auch weniger als gedacht für Corona-Infektionen verantwortlich.
Presseinfo zum Infektionsgeschehen bei Kindern (DGKJ, 1.4.2021)
Kernaussage(n): „Die Frage, ob Kinder zum jetzigen Zeitpunkt überproportional am COVID-19-Infektionsgeschehen beitragen, kann daher mit einem klaren NEIN beantwortet werden.“
Das Ausbruchs- und Infektionsgeschehen in den Schulen (aus dem CODAG Bericht Nr. 12, 1.4.2021)
Kernaussage(n): Der Anteil der Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, die auf einen Schulausbruch zurückzuführen sind, ist in allen Altersgruppen zu jedem Zeitpunkt der Pandemie verschwindend gering. Steigende Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen wirken sich nur schwach auf die Inzidenzentwicklung in anderen Altersgruppen aus.
Aktuelle Ergebnisse der DGPI-Datensammlung von stationären COVID-19 Fällen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland (DGPI, Stand 28.3.2021)
Kernaussage(n): Dokumentation aller stationären Aufnahmen in Deutschland seit Beginn der Pandemie samt Aufschlüsselung der dokumentierten Fälle des Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (PIMS). Stand 28.3.2021: Bislang 1199 stationäre Aufnahmen, 57 Kinder mussten auf Intensivstationen behandelt werden, 0,3% aller stationär aufgenommen Kinder sind verstorben.
Wie ein Kindermediziner den Anstieg der Corona-Inzidenz erklärt (Tagesspiegel, 25.3.2021)
Kernaussage(n): Vermehrte Testungen führen zu höherer Inzidenz. Es gibt derzeit keine höhere Ansteckungsraten bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen. Prof. Berner: „Wir als Kinderärzte haben immer wieder gesagt, dass offene Kitas und Schulen für Kinder systemrelevant sind. […] Unter den Bedingungen, die wir jetzt haben, sollten uns offene Schulen so viel wert sein, dass wir dies nicht von schwankenden Inzidenzzahlen abhängig machen.“
Kommentar der DGKH und der DGPI zu flächendeckenden Schnelltests an Schulen: Was lernen wir aus den derzeitigen österreichischen Erfahrungen? (DGPI, 14.3.2021)
Kernaussage(n): Eine Übertragung des österreichischen Testkonzeptes auf deutsche Verhältnisse müsste die Logistik und Organisation von Tests für fast 11 Millionen Schüler*innen und über 780.000 Lehrer*innen (20 Mio. Teste bei einer Testung zweimal pro Woche) bewältigen. Der gewählte Ansatz erscheint in der Risiko-, Aufwand- und Nutzenbewertung nicht geeignet und nicht verhältnismäßig für eine Übertragung in das deutsche Schul- und Gesundheitssystem.
Übergewicht und Essstörung: Was die Pandemie uns auftischt (BR, 7.3.2021)
Kernaussage(n): Nach einer repräsentativen Umfrage unter rund 1.000 Familien legten im Laufe der Pandemie gut ein Viertel aller Eltern und neun Prozent der unter 14-Jährigen an Gewicht zu. Bei den Über-Zehnjährigen aus Familien mit niedrigem Schulabschluss waren es 23 Prozent. Der zunehmende Stress in den Familien, weniger soziale Kontakte, der Wegfall von festen Tagesstrukturen und dadurch auch von festen Mahlzeiten sind Risikofaktoren, die Essstörungen begünstigen können.
Sehkraft leidet unter Homeschooling (F.A.Z., 12.2.2021)
Kernaussage(n): Forscherinnen der Universitätsklinik Münster warnen eindringlich vor den gesundheitlichen Folgen von digitalem Distanzunterricht und übermäßiger Bildschirmnutzung. Viele Pausen machen, mindestens 40 Minuten im Freien verbringen – das Tageslicht ist entscheidend für die gesunde Entwicklung der Augen.
COPSY-Studie: Kinder und Jugendliche leiden psychisch weiterhin stark unter Corona-Pandemie (UKE Hamburg, 10.2.2021)
Kernaussage(n): Fast jedes dritte Kind leidet ein knappes Jahr nach Beginn der Pandemie unter psychischen Auffälligkeiten. Erneut sind vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial schwächerenVerhältnissen oder mit Migrationshintergrund betroffen. Eine aktuelle Publikation findet sich hier.
Kollateralschäden der Pandemie (Deutsches Ärzteblatt, 22.1.2021)
Kernaussage(n): Kinder, Jugendliche und Frauen leiden am stärksten unter den indirekten Auswirkungen der COVID-19-Pandemie. Ihnen droht weltweit eine massive Verschlechterung ihrer Lebenssituation, besonders in armen Ländern. Kinder stellen mit mehr als 30 Prozent einen erheblichen Anteil der Weltbevölkerung mit speziellen Bedürfnissen an Schutz und Gesundheit.